Noch was zum Thema Hund...
Verfasst: 05.09.2005, 10:58
Die Hundeerziehung
Ramses lebt sich hervorragend ein. Ich bin stolze Mutter. Dieser Hund
bekommt eine echte Erziehung, nehme ich mir vor. Da soll mal jeder sagen: "was für ein Hund! Und so gut erzogen." So wie die beiden Dobermänner in ‚Magnum’: Higgins brauchte nur Handzeichen zu geben, schon gehorchten die beiden Hunde. So wird das auch bei uns.
Und, was Hänschen nicht lernt… drum fangen wir früh damit an. "Seien
Sie stets konsequent," heißt es in allen Fachbüchern. Bin ich. "Seien
Sie eindeutig der Chef", steht es überall. Fällt mir nicht schwer.
"Behandeln Sie den Hund wie einen Hund"… klar doch. Finde dieses
Vermenschlichen sowieso albern. Da fallen mir immer nur alte Damen mit ihren Möpsen ein: "Mein Pupsi ist wie ein Mensch, er versteht alles was ich sage." Dabei lässt Pupsi deutlich Luft ab, hinten wie vorne.
Nun lerne ich erst einmal die Hundesprache. Namhafte Wissenschaftler
haben Bibliotheken mit Erkenntnissen darüber gefüllt, wie sich Wölfe
untereinander verständigen und wie die soziale Struktur im Rudel
aufgebaut ist. Es gibt den Alphawolf: Er ist der Chef, ganz klar. Dann
gibt es noch die Alphahündin: Sie ist die Chefin. Nur sie darf sich mit dem Alphawolf paaren.
Und das öffentlich, vor dem Rest des Rudels, denn das bestätigt die
Machtposition. (Das sind also Wolfgang und ich, die Alphas.) Der Rest
sind irgendwie nur die Deppen. Alle Untergebenen müssen täglich aufs
Neue bezeugen, dass die Alphas die Chefs sind. Durch Lefzenlecken und
sich auf den Rücken schmeißen. Ist doch ganz einfach und klar.
Ich erkläre Siegfried alles, was ich gelesen habe, damit wir alles
richtig machen. Siegfried will sich nicht öffentlich paaren. Die
Nummer mit dem Vor-ihm-Hinwerfen und dem Lefzenlecken findet er jedoch nicht übel. Er stellt sich vor, wie ich immer und überall, wo ich auf ihn treffe, devot zu Boden sinke, den Bauch darbiete und ihm dann
hingebungsvoll die Backen abschlabbere. Täte ihm so gefallen! Nix da,
ich bin die Alphahündin. Und die ist definitiv dominant.
Ich lerne, dass sich der Rudelführer nie nach den Untergebenen
umsieht. Die haben sich nach ihm zu richten. Ah! Auch die Jagd wird,
und zwar ausschließlich, vom Boss eingeläutet. Klar. (Was für eine
Jagd?) Abbruchsignale müssen immer und ausnahmslos befolgt werden.
O.K. (Was soll ich denn eigentlich abbrechen?). Schon früh lernt der
Hund einfache Kommandos wie "Freeze": Nach Professor Loch, dem
anerkannten Kynologen (oder war das Gynäkologen?), muss sich der Hund den Bewegungen des Chefs anpassen und wie eingefroren stehen bleiben, wenn selbiger das vormacht. Man nennt das auch "Be a Tree", und ganz neue Erkenntnisse liegen dieser Methode zugrunde.
Pflichtgemäß friere ich ab sofort regelmäßig im ganzen Haus ein.
Klein-Ramses schaut mich verdutzt an. Wundert sich sicher, dass Mama
Hundisch kann. Kluges Kerlchen, der ist wie ein Mensch, der versteht alles. Ramses pupst.
Um Ramses das Miteinander in der Umwelt beizubringen, treffe ich mich
jetzt regelmäßig mit anderen Hundebesitzern und deren nach neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen erzogenen Hunden zum Spaziergang mit täglich geübter Erziehung. Klaus ist unser heimlicher Anführer. Er hat eine zwei Jahre alte Deutsch-Kurzhaar-Hündin, Selma. Er zeigt uns, wie ein rechter Alpha sich benimmt. Mitten in der Unterhaltung, beim
Laufen durch den Wald, pflegt Klaus plötzlich "einzufrieren", um dann
urplötzlich in ein nahe liegendes Gebüsch zu stürzen und dort Beute zu
machen, mittels eines Frolic, das er dort erbeutet. Er ist ganz bei
der Sache. Selma schaut sich dieses Treiben immer interessiert an und
bleibt weit ab stehen. Klaus erklärt den Neulingen, dass Selma ihm
natürlich den Vortritt lässt und nicht wagt, dem Chef die Beute streitig zu machen, in dem sie hinter ihm her geht.
Toll macht er das. Während Klaus weiter referiert, wie man sich
subdominant verhält und was die unabdingbaren Folgen sind, ist Selma
verschwunden. Der Rudelführer dreht sich niemals um. Der Rudelführer
ruft niemals nach seinem Hund. Das schwächt seine Position erheblich.
Als Selma nach zehn Minuten immer noch nicht zu sehen ist, erklärt
Klaus, dass die Hündin in einer schwierigen Phase der
Rangordnungsfolgendezimalisierung steckt und ihre Position neu ausloten will. Er schaut sich um. Er ruft. Er pfeift. Nix.
Jetzt rast er suchend durch den Wald und lässt uns verunsicherten
Anfängerhaufen stehen. Wir sehen weder Selma noch Klaus. Einer muss
die Führung übernehmen. Also bin ich das. Ich beschließe für uns alle,
weiterzugehen. "Wenn wir hier warten, schwächen wir Klaus’ Position,
falls Selma zurückkehren sollte", meine ich ganz im Sinne von Prof.
Loch. Der Rest der Truppe schaut mich bewundernd an. Ich bin halt der
geborene Alpha. Und die, die das nicht im Blut haben, wollen geführt werden.
Wir ziehen langsam weiter. Als wir aufgeregtes Gebell hinter einem
Wäldchen hören, steuern wir darauf zu. Vielleicht ist es Selma? Sie
ist es. Sie rennt bellend um einen harmlosen Spaziergänger mittleren
Alters herum. Der Mann hat richtig Angst. Er fuchtelt wild mit den
Armen in Richtung Selma und schreit: "Aus! Weg! Geh!" Selma rast weiter kläffend um den Mann herum. Wir stehen alle verdutzt da. Ich entschließe mich einzugreifen und Selma einen Tritt in den Arsch zu verpassen... Da erscheint Klaus, abgehetzt von der Suche nach seinem Hund, um mein Beinahe-Abgleiten in alte, falsche, völlig verstaubte Methoden der Hundeerziehung zu verhindern. Uff. Jetzt wird es spannend.
Wir erwarten alle eine exzellente Demonstration wahrer innovativer kynologischer Kunst. Klaus ‚freezt’. Selma bellt weiter. Sie beachtet ihn gar nicht. Sicher "friert" Klaus noch nicht lange genug ein, oder er macht etwas falsch? Klaus fackelt nicht lange - sicher ist ihm noch rechtzeitig eingefallen, dass Selma in einer schwierigen mentalen Phase steckt - und läuft auf den Mann zu. Klaus nimmt eine
‚Ich-mach-mich-groß’-Haltung ein. Dadurch wird Selma erkennen, dass
Klaus der überlegene Leitwolf ist. Noch kapiert sie es allerdings
nicht. Jetzt ruft Klaus laut: "Woaw, grruuuuaaaaa… bruuuuaaaamm!", und fixiert dabei den schlotternden Naturliebhaber. Der ‚friert’ auf diese
Maßnahme hin naturgemäß ein. Gut gemacht, Klaus! Selma dagegen hat die Lektion immer noch nicht so ganz begriffen. Bisschen schwer von
Begriff ist sie ja schon. Jetzt bellt sie auch Klaus an. Auch der Mann
erhebt jetzt seine Stimme gegen Klaus: "So halten Sie doch verdammt noch mal Ihren Köter fest!"
Bei dem Wort "Köter" erstarren wir, die Gruppe. Was meint der mit "Köter"? "Das können Sie auch freundlicher sagen", schreit jetzt Uschi aus unserer Lerngruppe dem Hundelosen entgegen. "Der hat Angst", wagt Angelika, die einen jungen Labrador führt, einzuwenden. "Wenn er sich nach Loch verhalten würde, passierte ja nichts!" meint Uschi ganz engagiert. "Vielleicht kennt er die Lehren des Loch gar nicht?", meine ich vorsichtig. "Dann ist er ja wohl selber schuld", meint Uschi ganz folgerichtig.
Inzwischen hat sich die Situation entspannt.
Klaus hat ein geschicktes Manöver eingeleitet: Er schleudert wild mit Frolic um sich. "Er bietet dem Hund Ersatzbeute an", meint Angelika wissend. Aaah… wir sind alle beeindruckt. Selma lässt auch tatsächlich von dem Spaziergänger ab - für sie wohl ein übergroßes, bekleidetes
Hasenobjekt - und sammelt eifrig die Futterbrocken ein. Klaus brüllt
jetzt in unsere Richtung: "Um Zwang zu vermeiden, gebe ich Selma jetzt
die Möglichkeit, vom Objekt freiwillig abzulassen und sich ohne
Gesichtsverlust wieder in die Hierarchie einzugliedern." Das ist
wichtig für die Entwicklung des Selbstbewusstseins des Hundes. Das ‚Objekt’ brüllt nur noch unverständliche Worte, teils mit unflätigen Fragmenten.
Futterbrockenstraßen legend zieht Klaus Selma vom Tatort ab. "Das
nächste Mal zeige ich euch, wie man die Alphakonstruktion durch ‚jump
and ringelding’ festigt." Wir sind schon sehr gespannt.
Klaus ist dann irgendwann in eine andere Stadt gezogen, nachdem sich
seine Frau von ihm getrennt hatte. Er meinte, sie hätte keinerlei
Verständnis für ihn und den Hund. Sie sei eifersüchtig - nur, weil
Selma sie, Frau Klaus, nicht mehr ins eheliche Schlafzimmer lasse.
Dabei ist Selma nur in einer vorübergehenden Phase von Hierarchiestrukturmeideverhalten. Das geht vorbei.
Klaus und seine Frau haben dabei allerdings festgestellt, dass man
auch in anderen Bereichen nicht eins sei. Das mit Selma sei nur der
Auslöser gewesen. Die eigentlichen Schwierigkeiten sitzen ganz wo anders.
Na, wenn die auch so wenig Verständnis hat.
[size=75wlt]Quelle unbekannt. Aus den Tiefen des Alls [/sizewlt]
Ramses lebt sich hervorragend ein. Ich bin stolze Mutter. Dieser Hund
bekommt eine echte Erziehung, nehme ich mir vor. Da soll mal jeder sagen: "was für ein Hund! Und so gut erzogen." So wie die beiden Dobermänner in ‚Magnum’: Higgins brauchte nur Handzeichen zu geben, schon gehorchten die beiden Hunde. So wird das auch bei uns.
Und, was Hänschen nicht lernt… drum fangen wir früh damit an. "Seien
Sie stets konsequent," heißt es in allen Fachbüchern. Bin ich. "Seien
Sie eindeutig der Chef", steht es überall. Fällt mir nicht schwer.
"Behandeln Sie den Hund wie einen Hund"… klar doch. Finde dieses
Vermenschlichen sowieso albern. Da fallen mir immer nur alte Damen mit ihren Möpsen ein: "Mein Pupsi ist wie ein Mensch, er versteht alles was ich sage." Dabei lässt Pupsi deutlich Luft ab, hinten wie vorne.
Nun lerne ich erst einmal die Hundesprache. Namhafte Wissenschaftler
haben Bibliotheken mit Erkenntnissen darüber gefüllt, wie sich Wölfe
untereinander verständigen und wie die soziale Struktur im Rudel
aufgebaut ist. Es gibt den Alphawolf: Er ist der Chef, ganz klar. Dann
gibt es noch die Alphahündin: Sie ist die Chefin. Nur sie darf sich mit dem Alphawolf paaren.
Und das öffentlich, vor dem Rest des Rudels, denn das bestätigt die
Machtposition. (Das sind also Wolfgang und ich, die Alphas.) Der Rest
sind irgendwie nur die Deppen. Alle Untergebenen müssen täglich aufs
Neue bezeugen, dass die Alphas die Chefs sind. Durch Lefzenlecken und
sich auf den Rücken schmeißen. Ist doch ganz einfach und klar.
Ich erkläre Siegfried alles, was ich gelesen habe, damit wir alles
richtig machen. Siegfried will sich nicht öffentlich paaren. Die
Nummer mit dem Vor-ihm-Hinwerfen und dem Lefzenlecken findet er jedoch nicht übel. Er stellt sich vor, wie ich immer und überall, wo ich auf ihn treffe, devot zu Boden sinke, den Bauch darbiete und ihm dann
hingebungsvoll die Backen abschlabbere. Täte ihm so gefallen! Nix da,
ich bin die Alphahündin. Und die ist definitiv dominant.
Ich lerne, dass sich der Rudelführer nie nach den Untergebenen
umsieht. Die haben sich nach ihm zu richten. Ah! Auch die Jagd wird,
und zwar ausschließlich, vom Boss eingeläutet. Klar. (Was für eine
Jagd?) Abbruchsignale müssen immer und ausnahmslos befolgt werden.
O.K. (Was soll ich denn eigentlich abbrechen?). Schon früh lernt der
Hund einfache Kommandos wie "Freeze": Nach Professor Loch, dem
anerkannten Kynologen (oder war das Gynäkologen?), muss sich der Hund den Bewegungen des Chefs anpassen und wie eingefroren stehen bleiben, wenn selbiger das vormacht. Man nennt das auch "Be a Tree", und ganz neue Erkenntnisse liegen dieser Methode zugrunde.
Pflichtgemäß friere ich ab sofort regelmäßig im ganzen Haus ein.
Klein-Ramses schaut mich verdutzt an. Wundert sich sicher, dass Mama
Hundisch kann. Kluges Kerlchen, der ist wie ein Mensch, der versteht alles. Ramses pupst.
Um Ramses das Miteinander in der Umwelt beizubringen, treffe ich mich
jetzt regelmäßig mit anderen Hundebesitzern und deren nach neuesten
wissenschaftlichen Erkenntnissen erzogenen Hunden zum Spaziergang mit täglich geübter Erziehung. Klaus ist unser heimlicher Anführer. Er hat eine zwei Jahre alte Deutsch-Kurzhaar-Hündin, Selma. Er zeigt uns, wie ein rechter Alpha sich benimmt. Mitten in der Unterhaltung, beim
Laufen durch den Wald, pflegt Klaus plötzlich "einzufrieren", um dann
urplötzlich in ein nahe liegendes Gebüsch zu stürzen und dort Beute zu
machen, mittels eines Frolic, das er dort erbeutet. Er ist ganz bei
der Sache. Selma schaut sich dieses Treiben immer interessiert an und
bleibt weit ab stehen. Klaus erklärt den Neulingen, dass Selma ihm
natürlich den Vortritt lässt und nicht wagt, dem Chef die Beute streitig zu machen, in dem sie hinter ihm her geht.
Toll macht er das. Während Klaus weiter referiert, wie man sich
subdominant verhält und was die unabdingbaren Folgen sind, ist Selma
verschwunden. Der Rudelführer dreht sich niemals um. Der Rudelführer
ruft niemals nach seinem Hund. Das schwächt seine Position erheblich.
Als Selma nach zehn Minuten immer noch nicht zu sehen ist, erklärt
Klaus, dass die Hündin in einer schwierigen Phase der
Rangordnungsfolgendezimalisierung steckt und ihre Position neu ausloten will. Er schaut sich um. Er ruft. Er pfeift. Nix.
Jetzt rast er suchend durch den Wald und lässt uns verunsicherten
Anfängerhaufen stehen. Wir sehen weder Selma noch Klaus. Einer muss
die Führung übernehmen. Also bin ich das. Ich beschließe für uns alle,
weiterzugehen. "Wenn wir hier warten, schwächen wir Klaus’ Position,
falls Selma zurückkehren sollte", meine ich ganz im Sinne von Prof.
Loch. Der Rest der Truppe schaut mich bewundernd an. Ich bin halt der
geborene Alpha. Und die, die das nicht im Blut haben, wollen geführt werden.
Wir ziehen langsam weiter. Als wir aufgeregtes Gebell hinter einem
Wäldchen hören, steuern wir darauf zu. Vielleicht ist es Selma? Sie
ist es. Sie rennt bellend um einen harmlosen Spaziergänger mittleren
Alters herum. Der Mann hat richtig Angst. Er fuchtelt wild mit den
Armen in Richtung Selma und schreit: "Aus! Weg! Geh!" Selma rast weiter kläffend um den Mann herum. Wir stehen alle verdutzt da. Ich entschließe mich einzugreifen und Selma einen Tritt in den Arsch zu verpassen... Da erscheint Klaus, abgehetzt von der Suche nach seinem Hund, um mein Beinahe-Abgleiten in alte, falsche, völlig verstaubte Methoden der Hundeerziehung zu verhindern. Uff. Jetzt wird es spannend.
Wir erwarten alle eine exzellente Demonstration wahrer innovativer kynologischer Kunst. Klaus ‚freezt’. Selma bellt weiter. Sie beachtet ihn gar nicht. Sicher "friert" Klaus noch nicht lange genug ein, oder er macht etwas falsch? Klaus fackelt nicht lange - sicher ist ihm noch rechtzeitig eingefallen, dass Selma in einer schwierigen mentalen Phase steckt - und läuft auf den Mann zu. Klaus nimmt eine
‚Ich-mach-mich-groß’-Haltung ein. Dadurch wird Selma erkennen, dass
Klaus der überlegene Leitwolf ist. Noch kapiert sie es allerdings
nicht. Jetzt ruft Klaus laut: "Woaw, grruuuuaaaaa… bruuuuaaaamm!", und fixiert dabei den schlotternden Naturliebhaber. Der ‚friert’ auf diese
Maßnahme hin naturgemäß ein. Gut gemacht, Klaus! Selma dagegen hat die Lektion immer noch nicht so ganz begriffen. Bisschen schwer von
Begriff ist sie ja schon. Jetzt bellt sie auch Klaus an. Auch der Mann
erhebt jetzt seine Stimme gegen Klaus: "So halten Sie doch verdammt noch mal Ihren Köter fest!"
Bei dem Wort "Köter" erstarren wir, die Gruppe. Was meint der mit "Köter"? "Das können Sie auch freundlicher sagen", schreit jetzt Uschi aus unserer Lerngruppe dem Hundelosen entgegen. "Der hat Angst", wagt Angelika, die einen jungen Labrador führt, einzuwenden. "Wenn er sich nach Loch verhalten würde, passierte ja nichts!" meint Uschi ganz engagiert. "Vielleicht kennt er die Lehren des Loch gar nicht?", meine ich vorsichtig. "Dann ist er ja wohl selber schuld", meint Uschi ganz folgerichtig.
Inzwischen hat sich die Situation entspannt.
Klaus hat ein geschicktes Manöver eingeleitet: Er schleudert wild mit Frolic um sich. "Er bietet dem Hund Ersatzbeute an", meint Angelika wissend. Aaah… wir sind alle beeindruckt. Selma lässt auch tatsächlich von dem Spaziergänger ab - für sie wohl ein übergroßes, bekleidetes
Hasenobjekt - und sammelt eifrig die Futterbrocken ein. Klaus brüllt
jetzt in unsere Richtung: "Um Zwang zu vermeiden, gebe ich Selma jetzt
die Möglichkeit, vom Objekt freiwillig abzulassen und sich ohne
Gesichtsverlust wieder in die Hierarchie einzugliedern." Das ist
wichtig für die Entwicklung des Selbstbewusstseins des Hundes. Das ‚Objekt’ brüllt nur noch unverständliche Worte, teils mit unflätigen Fragmenten.
Futterbrockenstraßen legend zieht Klaus Selma vom Tatort ab. "Das
nächste Mal zeige ich euch, wie man die Alphakonstruktion durch ‚jump
and ringelding’ festigt." Wir sind schon sehr gespannt.
Klaus ist dann irgendwann in eine andere Stadt gezogen, nachdem sich
seine Frau von ihm getrennt hatte. Er meinte, sie hätte keinerlei
Verständnis für ihn und den Hund. Sie sei eifersüchtig - nur, weil
Selma sie, Frau Klaus, nicht mehr ins eheliche Schlafzimmer lasse.
Dabei ist Selma nur in einer vorübergehenden Phase von Hierarchiestrukturmeideverhalten. Das geht vorbei.
Klaus und seine Frau haben dabei allerdings festgestellt, dass man
auch in anderen Bereichen nicht eins sei. Das mit Selma sei nur der
Auslöser gewesen. Die eigentlichen Schwierigkeiten sitzen ganz wo anders.
Na, wenn die auch so wenig Verständnis hat.
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